Residenzpassage

Der morbide Charme der weiß gekachelten Fußgängerunterführung aus den 60er Jahren konnte dem Anspruch an eine moderne Wegeverbindung vom Nationaltheater zu den eleganten Geschäften der Residenzstraße nicht mehr gerecht werden.

Projektbeschreibung

Eine kostengünstige Modernisierung, attraktiv gestaltet, sollte Abhilfe schaffen. Aufgrund der unterirdischen Lage der Passage sieht das Konzept ein rohes Material vor, das monolithisch Decke und Wände gleichermaßen bekleidet, um den vorhandenen, wegen seiner charakterbildenden Art erhaltenswerten Boden, zu betonen.

Die Wahl des Materials fiel dabei auf Spritzbeton, der seine Anwendung meist bei untergeordneten Bauteilen mit geringen Anforderungen an Erscheinung und Maßhaltigkeit findet und somit die gewünschten Eigenschaften vermittelt. Zu den feinen Einbauten der Schaukästen würde er in spannungsreichem Kontrast stehen. Dennoch sollte der Spritzbeton nicht ungestaltet sein. Aus diesem Grund entstanden Streifen aus Plexiglas, die rückseitig mit metallischem Anstrich versehen und in die Oberfläche vertieft, wie „Adern“ eingelegt wurden.

Weil sich Spritzbeton nur in ganz begrenztem Maße nacharbeiten lässt, erforderte das Anarbeiten an die “Adern“ in der letzten Auftragsschicht, hohes handwerkliches Geschick. Die Pigmentierung des Betons mit einem Braunton, der sich aus den Fassaden der umgebenden Bauten ableitet, unterstreicht die Gestaltungsabsicht an das Material und harmoniert mit der Farbigkeit des Bodenbelags.

Die Schaukästen bestehen aus Edelstahlrahmen und handgefertigten Schwerlastbändern aus Edelstahl. Ihre innere Beleuchtung sowie das breite Lichtband als Werbeträger sorgen für eine ausreichende indirekte Lichtstimmung und angenehme Atmosphäre. Der Luftraum über der Treppe am Ausgang zur oberirdischen Passage neben der Buchhandlung Werner wurde geöffnet und mit einem zur Wandoberfläche farblich differenzierten Viskose-Gewebe beschichtet. Spannungsreich ist der Übergang zum städtischen Teil der Unterführung und dem Ausgang an die Oberfläche zum Max-Joseph-Platz. Hier ist der Fliesencharakter noch unverändert erlebbar.

Projektfakten

Bauherr
Bayerische Versorgungskammer, München

Planung
plan-stelle
stieglmeier architekten
Mitarbeit: Manfred Stieglmeier, Melanie Jobst

Standort
Residenzstraße 18, 80333 München

Daten
Hauptnutzfläche: ca. 76 m2
Fertigstellung: 01 / 2006

Fotos
Manfred Stieglmeier
Stieglmeier Architekten

Lichtplanung
Michael Schmidt

Fotogalerie